
Der Wildapfel (Holzapfel)
Herkunft und Verbreitung des Wildapfels
Es gibt ungefähr zwanzig verschiedene Wildapfelarten, die alle auf der Nordhalbkugel heimisch sind. Der Europäische Wildapfel (malus sylvestris) gedeiht bis auf 1300 Meter Höhe. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich von der Iberischen Halbinsel im Westen bis zum Ural im Osten. Es endet im Norden in Südskandinavien und geht im Süden bis ans Mittelmeer.
In Deutschland ist der Wildapfel sehr lückenhaft verbreitet. In manchen Gegenden wie Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Sachsen gilt er als stark gefährdet. Andere Gebiete wie zum Beispiel in Hessen beherbergen glücklicherweise noch einen größeren Bestand der seltenen Baumart. Insgesamt liegt die geschätzte Population bei 5.500 Wildapfelbäumen in Deutschland.
Wildapfel vs. Kulturapfel
Wildapfel
- gelb-grüne, maximal drei Zentimeter große Früchte
- Früchte schmecken sauer bis bitter
- Blattunterseiten und Kelchblätter sind nicht behaart
- zu Dornen umgeformte, spitz zulaufende Kurztriebe in der Krone
Kulturapfel
- große Früchte in grün, gelb oder rot
- süßlich, wohlschmeckende Früchte
- wollige Behaarung an den Blattunterseiten und den Kelchblättern
- keine Dornen in der Krone
Biologie und Wuchsform
Der Wildapfel gehört, wie auch der Kulturapfel, zu den Kernobstgewächsen in der Familie der Rosengewächse. Er erreicht eine Höhe von bis zu zehn Metern, kann in einer Hecke aber auch kleiner bleiben. Die Kurztriebe des Holzapfels sind oft zu Dornen umgeformt. Die dichten Kronen sind im März/April voller Blüten in weiß und rosa. Im Laufe des Jahres entwickeln sich die zweieinhalb bis drei Zentimeter großen Äpfelchen.
Foto: A. Roloff
Unterscheidung zum Kulturapfel
Nicht jeder wild wachsende Apfelbaum ist gleichzeitig ein Wildapfel. Einen echten Wildapfel von einem verwilderten Kulturapfel zu unterscheiden, ist nicht einfach. Ein relativ sicheres Merkmal sind die kleinen, gelb-grünen Äpfel im Herbst. Oft sind die Früchte leicht rötlich. Geht die Färbung stärker ins rot oder sind die Früchte größer als drei Zentimeter, handelt es sich wahrscheinlich um eine Kreuzung aus Wild- und Kulturapfel. Wer einen Wildapfel probiert, versteht sogleich, warum der Apfel im Volksmund auch Holzapfel genannt wird. Beim Zubeißen sollte man auf jeden Fall Vorsicht walten lassen, denn die Früchte sind wirklich fest. Sie schmecken sauer und eher bitter. Gekocht sind sie jedoch als Gelee oder Beigabe in Marmeladen ein kleiner Genuss.
Im Vergleich zum wollig behaarten Kulturapfel ist der Wildapfel nackt. Sowohl Blätter als auch Kelchblätter des Baums sind nicht behaart und glänzen. Die Äste sind mit dornenartig umgebauten Kurztrieben ausgestattet, was beim Kulturapfel nicht der Fall ist.
Mehr Wildäpfel braucht das Land
Der Holzapfel kommt vor allem am Waldrand und in Heckenstrukturen vor. Gerade in Gebieten mit großen landwirtschaftlichen Monokulturen sind Hecken für den Naturschutz von Bedeutung. Der Wildapfel stellt im Frühling Nektar für Bienen und Hummeln zur Verfügung und versorgt im Herbst und Winter Vögel mit nahrhaften Äpfeln.
Durch seine geringe Lebenserwartung bildet der Holzapfel schnell Biotope aus. Hohle Stämme, abgebrochene Kronen und zahlreiche Pilze wie Feuerschwamm und Zottiger Schillerporling prägen das Erscheinungsbild des Wildapfels. Aus diesen Gründen ist sein Holz lediglich bei Liebhabern und Künstlern gefragt. Der rot-braune Kern ist zwar hoch begehrt, jedoch selten zu bekommen.
Der Holzapfel als Zukunftsbaum
Immer häufiger stehen Wildäpfel als Straßenbäume entlang von Fahrradwegen oder auf Parkplätzen. Der Baum bleibt klein und ist damit für bebaute Gebiete geeignet. Seine Vorliebe für sonnige, warme Standorte und seine Winterhärte runden das Profil als Stadtbaum im Klimawandel ab. Zudem liefert der Holzapfel über den Winter hinweg Nahrung für Stadtvögel und ist im Frühjahr eine gute Bienenweide: Ökologie und Naturschutz auf kleinem Raum in urbanen Gebieten. Auch für den Garten eignet sich der Wildapfel gut und ist in unterschiedlichsten Variationen in der Gärtnerei erhältlich.
Die Autorin: Marina León, Titel-Foto: A. Roloff
Bäume des Jahres auf dem Baumpflegeportal
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Quellen:
- Stiftung Baum des Jahres
- D. Laudert: „Mythos Baum“, BLV-Verlagsgesellschaft, 2014 erhältlich bei Freeworker
- Gregor Aas „Der Wildapfel“, LWF Wissen, Ausgabe 73: PDF LWF Wissen