
Viehmast mit Eicheln
Ein gefräßiges Schwein mästete sich unter einen hohen Eiche mit der herabfallenden Frucht. Indem es die eine Eichel zerbiß, verschluckte es bereits eine andere mit dem Auge.
Undankbares Vieh! rief endlich der Eichenbaum herab. Du nährst dich von meinen Früchten, ohne einen einzigen dankbaren Blick auf mich in die Höhe zu richten.
Das Schwein hielt einen Augenblick inne und grunzte zur Antwort: Meine dankbaren Blicke sollten nicht außen bleiben, wenn ich nur wüßte, daß du deine Eicheln nur meinetwegen hättest fallen lassen.
Johann Wilhelm Ludwig Gleim
Viehmast im Wald
Lessings Fabel beschreibt eine bis ins 19. Jahrhundert hinein gängige, landwirtschaftliche Praxis. Schweine wurden nicht allein im Stall gehalten und dort gefüttert, sondern zum Fressen in die Wälder getrieben. Tatsächlich wurde früher der Wert eines Waldes nicht in Holz angegeben. Entscheidend war vielmehr die Zahl der Schweine, die er in der Lage war, zu ernähren. Ursprünglich wurde das Wort Mast auch für die Baumfrüchte, von denen die Tiere sich ernährten, verwendet. Erst später, als diese Praxis langsam von der Stallhaltung und den Hausschweinen verdrängt wurde, wurde die Bezeichnung dann auch allgemein für das Fettfüttern von Nutztieren verwendet.
Eichelmast
Schon bei den Kelten und Germanen wurde diese Art der Viehhaltung praktiziert. Besonders beliebte Nahrungsquellen waren Bucheckern und Eicheln. Während die Früchte der Buche dafür sorgten, dass das Schweinefett einen leicht tranigen Geschmack bekam, wurde das Schweinefleisch bei der Eichelmast besonders kernig, der Speck besonder fest. Den besten Schinken erzielte man angeblich mit einer Mischung beider Bäume, einer Mischernährung von Bucheckern und Eicheln also.
Für Ihre grüne Zukunft!
Sie haben Lust, sich beruflich zu verändern, sind Baumpfleger*in oder auf dem besten Weg, eine*r zu werden? Oder sie haben ein Unternehmen und suchen zur Verstärkung Ihres Teams neue Leute? Wir haben da was für Sie: Die Baumpflegeportal-Stellenbörse. Hier treffen sich Menschen, um ihre berufliche Zukunft neu zu gestalten. Noch Fragen? Dann nehmen Sie direkt zu uns Kontakt auf. Wir gestalten gerne Ihre Zukunft mit!
Auswirkungen auf den Baumbestand
Wurde ein Wald für die Schweinemast genutzt, hatte dies tatsächlich auch Auswirkungen auf das Aussehen des Waldes. Durch die Schweinemast entstanden meist sehr lichte Haine mit hohen, mächtigen und alten Bäumen. Entsprechende Wälder waren und sind als Hutewälder bekannt, abgeleitet vom Wort hüten. Denn die Herde musste im unübersichtlichen Wald von einem Hirten gehütet werden, der dafür mit Hutgeld entlohnt wurde. Eine Waldverjüngung fand in solchen Wäldern kaum statt, da die Schweine auf der Suche nach Nahrung ständig den Boden durchwühlten. So konnten sich die bestehenden älteren Nährbäume ausbreiten und ohne Konkurrenz in der unmittelbaren Nähe große, weit ausladende Kronen entwickeln. Die Folge waren sehr offene, fast parkartige Wälder mit wenig Unterwuchs. Im Extremfall entwickelten sich daraus nach langer Bewirtschaftung sogar eher baumbestandene Weiden beziehungsweise sogenannte Baumwiesen.
Eichelmast heute
Vor allem auf der iberischen Halbinsel in Spanien und Portugal gibt es auch heute noch die Schweinemast mit Eicheln. Diese iberischen Schweine, die halbwild gehalten werden, liefern den unter Feinschmeckern begehrten iberischen Eichel- oder Bellotaschinken: Jamón Ibérico de Bellota. Auch in Deutschland gibt es erste Versuche, die Schweinemast im Wald wieder einzuführen.
Die Autorin: Elisabeth Morgenstern