
Eschentriebsterben – Pilz bedroht heimische Eschen
Das Eschentriebsterben bedroht heimische Eschen immer stärker. Die Bäume erkranken mittlerweile flächendeckend. Seit Anfang des Jahrtausends beobachten Forscher, Baumpfleger und Förster die Symptome des Eschentriebsterbens, das auch unter dem Namen Eschenwelke bekannt ist. Der Pilz Falsches Weißes Eschenstängelbecherchen (Hymenoscyphus pseudoalbidus) verursacht diese neuartige Krankheit an den Eschen. Seit 2002 ist er mit seiner Nebenfruchtform Chalara fraxinea in Deutschland nachgewiesen. Seitdem verbreitet sich das Eschentriebsterben über die ganze Republik. Die typischen Symptome sind an vielen Eschen deutlich sichtbar. Betroffen sind Eschenbestände jeglichen Alters in Wald und Flur. In groß angelegten Forschungsprojekten werden derzeit die Ursachen für das Vorkommen einzelner resistenter Eschen erforscht. Außerdem wird der Pilz selbst analysiert, um bei seiner Bekämpfung weiterzukommen. Eine Hoffnung liegt ebenfalls darauf, dass es den Bäumen gelingt, Anpassungsstrategien zu entwickeln.
Symptome und Krankheitsverlauf Eschentriebsterben
Da die Sporen des Pilzes die Eschen über die Blätter befallen, zeigen sich die ersten Symptome an befallenen Bäumen zunächst an den Blättern in Form von bräunlichen Nekrosen (abgestorbene Stellen). Ab Mitte Juli, führt dies zu einem verstärken Blattfall, in dessen Folge verlichtete Kronen auftreten. Der Erreger breitet sich über die Blattstiele und Triebe weiter bis in Äste und Holz der Bäume aus. An vom Eschentriebsterben befallenen Trieben zeigen sich gelbliche bis rostfarbene Flecken. An den Hauptrieben des Baumes bilden sich die Flecken oft um einen abgestorbenen Trieb. Die Verfärbungen ziehen sich in den Stamm hinein und sind im Längs- oder Querschnitt befallener Äste gut zu erkennen. Ein wenig ähnelt die Eschen-Krankheit dem bakteriellen Rosskastanien-Sterben, welches seit 2007 in Deutschland beobachtet wird..
Baumexperten helfen bei der Diagnose
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Eine Infektion mit Hymenoscyphus pseudoalbidus führt zu einem verstärktem Austrieb der Eschen und hat verbuschte Kronen zur Folge. Typisch sind die von weiten erkennbaren verbuschten Kronen mit abgestorbenen Ästen. Ein weiteres charakteristisches Merkmal für das Eschentriebsterben sind verwelkte und abgestorbene Blätter, die durch den Baum nicht aktiv abgeworfen werden.
Bei Altbäumen verläuft das Eschentriebsterben zunächst langsam, infizierte Jungbäume sterben rasch ab. Wie bei vielen chronischen Krankheiten, sind die Bäume infolge der Symptome deutlich geschwächt. Anderen Erregern und Insekten, wie Hallimasch und Eschenbastkäfer, fällt es unter diesen Umständen leichter, ebenfalls die Eschen zu befallen. Die Folge ist dann oft der Tod des Baumes.
Resistente Eschen
In der Forschung liegt ein großes Augenmerk auf einigen Eschenexemplaren, die über eine scheinbare Resistenz gegenüber dem Erreger verfügen. Obwohl sich die Sporen des Pilzes leicht über weite Distanzen ausbreiten, lassen sich in befallenen Beständen regelmäßig Eschen ohne Symptome beobachten. Die Gründe sind bisher nicht bekannt und Gegenstand weiterer Forschungen. Aktuelle Untersuchungen lassen außerdem vermuten, dass sich über Anpassungsprozesse weitere resistente Eschen entwickeln. Die Lage für die Esche scheint damit nicht hoffnungslos.
Hoffnung durch Forschung
Ein Hoffnungsschimmer für die Esche ist das Forschungsprojekt FraxForFuture. Seit 2020 wird hier in Sachen Eschentriebsterben geforscht. Das Projekt setzt sich aus fünf Teilbereichen zusammen. Das gemeinsame Ziel: der Erhalt der Esche als Wirtschaftsbaumart. Der Bereich FraxGen beschäftigt sich mit der Suche nach toleranten Eschen, deren genetischer Analyse und Vermehrung. FraxPath hat die Untersuchung der Lebensweise des Pilzes und seiner Krankheitsbilder im Baum zum Schwerpunkt. Der dritte Bereich FraxMon befasst sich mit dem Monitoring und der Fernerkundung befallener Bäume und FraxSilva liefert die nötigen ökologischen Grundlagen.
Zusammengehalten und organisiert werden alle Teilprojekte von FraxConnect. Dieser Teilbereich befasst sich außerdem mit den ökonomischen Auswirkungen des Eschentriebsterbens.
Dieser großangelegte Forschungsverbund wird über den Waldklimafonds des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft und des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit gefördert. Projektträger ist die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe e.V.. Der Verbund kümmert sich aktuell ausschließlich um die Eschen. Doch damit soll es nicht genug sein. FraxForFuture gilt als Demonstrationsprojekt. Die Erkenntnisse daraus sollen letztlich auch im Kampf gegen andere Baumkrankheiten Anwendung finden.
Handlungsempfehlungen zum Eschentriebsterben
Wie sich die Eschenbestände und befallene Eschen behandeln und schützen lassen, ist Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Untersuchungen. Fest steht: Der Pilz lässt sich nicht eindämmen und der Einsatz von Fungiziden und Pflanzenschutzmitteln ist nicht sinnvoll. Auch andere Maßnahmen wie die Entnahme befallener Äste oder Stämme unterbinden nicht, dass sich das Eschentriebsterben weiter ausbreitet. Vielmehr raten einige Forscher, betroffene Bäume weiterhin stehen zu lassen, solange sie leben. Dies könne dazu beitragen, dass Nachkommen dieser Bäume schneller Resistenzen ausbilden.
Dabei gilt zu beachten, dass diese Eschen im Rahmen der Verkehrssicherheit entsprechend zu pflegen sind. Besitzer müssen diese Bäume regelmäßig kontrollieren und tote Äste entfernen. Da infiziertes Holz nicht zur Ausbreitung des Pilzes beiträgt, kann es an Ort und Stelle verbleiben. Droht aber die Gefahr, dass sich dadurch andere Schaderreger ausbreiten, ist es besser, abgestorbene Bäume und Äste zu entfernen. Eine Fällung ist ratsam, sobald zwei Drittel der Krone tot sind. Denn der Baum überlebt unter diesen Umständen nicht mehr lange.
Stadt- und Straßenbäume
In der Stadt lässt sich das Phänomen beobachten, dass infizierte Eschen deutlich länger leben. Sie wehren sich merklich besser gegen das Eschentriebsterben, als die Bäume im Wald. Gründe sind womöglich die regelmäßige Entfernung des Falllaubes. Hier bildet der Pilz Sporen, die eine weitere Infektionswelle auslösen. Außerdem stehen die Bäume selten dicht wie in Wald- oder Flurbeständen. Die Übertragung ist erschwert und die Bäume leben länger. Kontrollen und Totholzentnahme alle sechs Monate sind anzuraten.
Biotopbäume
Bedeutsame Eschen für den Artenschutz, als Biotopbaum oder als Brückenhabitat werden bestenfalls nicht geschnitten. Unterliegen sie an ihrem Standort keinen Auflagen durch die Verkehrssicherheit, kann das Totholz im Baum verbleiben. Zum einem haben abgestorbene Bäume einen Wert für die Biodiversität, zum anderen trägt dies dazu bei, dass sich mögliche resistente Eschen durch natürliche Prozesse entwickeln.
Neupflanzung
Neue Eschen zu pflanzen ist aktuell nicht ratsam. Ob Ersatzpflanzung für abgestorbene Bäume oder Neuanlage von Beständen, die Esche ist überall anfällig für das Eschentriebsterben. Besser ist es, eine an den Standort angepasste Ersatzbaumart zu pflanzen, bis die weiteren Forschungen über mögliche Resistenzen bei Eschen erste Erfolge aufweisen.
Die Autoren: Redaktion
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Quellen:
- LWF Bayern: Das Eschentriebsterben
- Eidg. Forschungsanstalt WSL: Die Eschenwelke (pdf)
- Arbofux: Eschentriebsterben