
Drohnen: Fliegende Helfer für Baumuntersuchungen
Baumpflege und Baumkontrolle – helfen Drohnen die steigende Auftragslage zu meistern? Rechtliche Regelungen wie Verkehrssicherheit und Lichtraumprofil machen Baumkontrollen in Städten und an Straßen unerlässlich. Die steigenden Auftragszahlen lassen die Nachfrage nach Fachkräften kontinuirlich ansteigen. Allein die Münchner Baumkletterschule bildete 2019 vierundzwanzig Fachleute zum Baumkontrolleur aus.
Die LVG Heidelberg arbeitet an der Zukunft und testet Drohnen für Baumpfleger. Ziel der Forschung sind fliegenden Helfer für die Baumuntersuchung, welche die Arbeit der Fachkräfte vor Ort unterstützen und vereinfachen. Dürfen wir auf höhere Effizienz und genauere Ergebnisse bei Gutachten hoffen?
Welche Probleme gibt es mit Drohnen in der Baumpflege?
Nicht alle Drohnen eignen sich für die Baumkontrolle. Baumkronen sind im Gegensatz zum Stammbereich sehr dicht. Die vielen, verzweigten Äste erschweren es dem Drohnenführer, das Flugobjekt nah genug an die Schadstellen zu lenken. Gerade Pilze wachsen oft direkt an dicken Ästen hoch oben in der Krone. Für gute Aufnahmen muss die Kamera der Drohne bis ins Innere der Krone vordringen. Bei lichten Bäumen wie dem Ginkgo oder dem Schnurbaum ist das kein Problem. Bei Baumarten wie Fichte oder Buche wird es für den Drohnenführer schwierig. Eine hochauflösende Kamera mit gutem Zoom ist der erste Schritt für gute Ergebnisse.
Foto: LVG Heidelberg
Die offene Bauweise der meisten Drohnen verhindert den Flug in die Krone hinein. Sie eignen sich nur für Aufnahmen von weiter weg. Die Dokumentation von Baumpflege-Arbeiten, Zeitrafferfilme oder die Dokumentation der Kronenvitalität sind mit diesen Drohnen problemlos möglich.
Die empfindlichen Rotoren sind lediglich innerhalb der Krone ungeeignet. Sowohl Drohne, als auch Baumteile nehmen Schaden, wenn die Rotorblätter an Äste und Blätter stoßen. Außerdem schädigen sie die Rinde, verhaken sich oder stürzen ab. Besser geeignet sind Drohnen mit geschützten Rotoreinheiten. Aktuell gibt es nur wenige dieser Modelle auf dem Markt.
Was ist eine Drohne?
Eine Drohe ist ein unbemanntes Luftfahrzeug. Es lässt sich ohne Besatzung vom Boden aus steuern und mit der eingebauten Kamera lassen sich Luftbilder und Videos aus neuen Perspektiven aufnehmen. Drohnen besitzen mehrere Antriebsmotoren, die vier bis acht Rotoren betreiben. Je größer die Drohne, desto mehr Akkuleistung hat das Flugobjekt. Auch die Steuerung ist bei den Modellen unterschiedlich. Fernsteuerung, Tablet oder Handy dienen als Verbindungsgeräte. Spezielle Apps ermöglichen Foto- und Videoübertragung in Echtzeit.
Foto: LVG Heidelberg
Werden Drohnen die Baumuntersuchung revolutionieren?
Die Technik erreicht heutzutage alle Arbeitsbereiche. Auch die Baumpflege bleibt von den Entwicklungen nicht verschont. Baumuntersuchungen mit Hilfe von Drohnen durchzuführen spart Zeit und bietet die Möglichkeit, für jeden Baum Bildmaterial abzuspeichern. Vergleichbarkeit und chronologische Aufzeichnungen sind die Folge. Mit der neuartigen Drohne ELIOS von Flyability ist der erste Schritt in die richtige Richtung gemacht.
Fortschrittliche Technik in der Baumpflege und Baumkontrolle wird immer wichtiger. Allein die Zahlen an neu ausgebildeten Baumspezialisten zeigen zunehmende Bedeutung der Fachbereiche. Doch bedeutet die neue Technik auch, dass Baumpfleger in Zukunft nicht mehr den Seilkletterkurs benötigen, sondern den Drohnenführerschein? Zeitersparnis pro Baum ist das Stichwort. Immer mehr Städte setzen auf mehr Grün und mehr Bäume und stellen Forscher, Baumschulen, Bauämter, Stadträte und Baumpfleger vor neue Aufgaben. Mehr Bäume bedeuten mehr Kontrollen und Pflegeeinsätze, die ohne Effizienzsteigerung nur schwer zu bearbeiten sind. Drohnen, Scanner, Wärmebildkameras, elektronische Messeinheiten am Baum – all diese Neuerungen erleichtern die Arbeit und liefern immer genauere Daten.
Foto: LVG Heidelberg
Auch in der Bekämpfung von Baumschädlingen hat die Drohne Vorteile. Zum Beispiel besteigen Baumkletterer mühsam und zeitaufwändig alle Bäume im Kontrollgebiet von Asiatischem Laubholzbock oder Moschusbock. Dennoch ist damit nicht garantiert, dass alle Schäden gefunden werden – unabhängig davon, wie viel Zeit der Baumpfleger hat. Der Einsatz von Drohnen erleichtert die Arbeit. Sie machen die Arbeit nachvollziehbar und ermöglichen, mehr Bäume in kürzerer Zeit zu untersuchen. Da die Technik im Bereich der Baumpflege noch in den Kinderschuhen steckt, bleibt es spannend, in welchen Einsatzgebieten sie die Arbeit vereinfachen kann.
Was ist erlaubt und was verboten?
Die Nutzung von Drohnen ist privat und gewerblich in den letzten Jahren explodiert. Nach steigenden Unfallzahlen mit den Flugobjekten, griff der Gesetzgeber ein. Seit 2017 gibt es genau definierte Verbote und Pflichten. Die Regelungen beerücksichtigen Datenschutz, Katastrophenschutz, Regierungsgeheimnisse und Gefahren im Luftverkehr. Größte Neuerung ist die Kennzeichnung aller Drohnen. Im Falle eines Unfalls oder Verstoßes gegen die Regeln lässt sich damit der Besitzer der Drohne ermitteln.
Allgemein ist es verboten, über Menschenansammlungen, Hautverkehrswege, An- und Abflugbereiche von Flugplätzen, Kraftwerke sowie über sensible Bereiche wie Wohngebiete zu fliegen. Empfehlenswert ist eine zusätzliche Haftpflichtversicherung für den Gebrauch der Drohne um entsprechend abgesichert zu sein.
Regelung für private Nutzer
- maximale Flughöhe 100 m unabhängig vom Drohnentyp
- Modellflugplätze sind ausgenommen
- Kennzeichnungspflicht ab 0,25 kg (Name, Anschrift)
Regelung für gewerbliche Nutzer
- Kennzeichnungspflicht ab 0,25 kg (Name, Anschrift).
- Aufstiegsgenehmigung bei der zuständigen Landesbehörde
Regelung für private und gewerbliche Nutzer
- ab 2,0 kg Aufstiegsgewicht Nachweispflicht für besondere Kenntnisse (Schulungen/Vertiefungen beim Luftfahrtbundesamt, Landesluftfahrtbehörde)
- ab 5,0 kg Aufstiegsgewicht Aufstiegserlaubnis von der zuständigen Landesluftfahrtbehörde
- über 100 m Flughöhe: Kenntnisnachweis notwendig und nur auf Sichtweite fliegen
Welche Drohnen sind für die Baumkontrolle geeignet?
Die perfekte Drohne im Baum? Robust, wendig, leicht zu steuern, kostengünstig und mit hervorragender Kamera ausgestattet. Das ist das Idealbild der Baumkontroll-Drohne. Die LVG Heidelberg testete zwei am Markt erhältliche Drohnen-Typen, die diese Kriterien erfüllen. Die Tests führte die LVG jeweils auf ihrem Gelände durch.
Test: DJI-Drohnen
Die LVG Heidelberg testete als erstes die Drohnen Phantom II und Phantom IV. Sie überzeugten mit guten Flugeigenschaften und einer einfachen Bedienung. Ohne Rotoren-Schutz kommen diese Modelle nicht nah genug an den Stamm heran, um Schadstellen zu erkennen.
Test: ELIOS von Flyability
Der zweite Versuch startete mit der ELIOS von Flyability. Sie ist von einem Carbonkäfig ummantelt, da sie für den Einsatz in Industrie und Krisengebieten konzipiert ist. Die ELIOS ist deutlich lauter als die Phantom-Modelle und schwerer zu steuern. Vorteile bietet das Gehäuse. Die Kamera rollt förmlich durch die Krone und lässt sich an jeden Winkel des Baumes steuern. Eine hervorragende Bildqualität sorgt für brauchbare Ergebnisse in der Baumkontrolle. Zusätzlich verfügt die ELIOS über eine eingebaute Thermokamera, mit der sich beispielsweise Eigelege frühzeitig entdecken lassen.
Vergleich: Drohnen in der Baumpflege
Drohnen mit offenen Rotoren | Drohnen mit Käfig |
---|---|
Im Test: DJI Phantom II, IV | Im Test: Flyability ELIOS |
Günstige Anschaffung, überall erhältlich | Nur ein Produzent, sehr teuer |
Leises Motorengeräusch | Sehr laut, bis zu 116 dB am Carbonkäfig |
Empfindliche Technik, ungeiegnet für Baumkronen | Geschützte Bauweise, Einsatz in Baumkronen möglich |
Quelle: LVG Heidelberg
Ich habe einen DJI Mavic mit Propellerkäfigen im Einsatz. Damit kann man bis an Äste und Stamm ran fliegen. Aber auch bei Gutachten ist eine Drohne eine hilfreiche Unterstützung.