
Massaria an Platanen
Seit Jahren werden immer wieder Artikel zum Massaria-Befall an Platanen veröffentlicht. Ein wesentlicher Aspekt wird dabei aber regelmäßig nicht berücksichtigt: Massaria kann durch unbedachte Baumpflege begünstigt oder sogar erst hervorgerufen werden.
Was ist Massaria?
Massaria ist eine Krankheit, die an Platanen auftritt. Verursacher ist der Schlauchpilz Massaria platani bzw. Splanchnonema platani, der vor allem geschwächte Äste und Zweige befällt. Fruchtkörper und Sporen sind schwarz gefärbt, weshalb diese in vielen Fällen ein erster Hinweis auf einen Befall sein können. Die Rinde verliert ihren grünlichen Schimmer, verblasst oder färbt sich rosa. Meist auf der Oberseite der Äste kommt es zur Rindenablösung bzw. Rindennekrose. Die relativ schnelle Holzzersetzung kann innerhalb einiger Monate zu einem Sprödbruch führen. Werden die auf Massaria hinweisenden Symptome nicht rechtzeitig erkannt, kann es zu Astbrüchen und damit zu einer Gefährdung des öffentlichen Verkehrs kommen.
Links: Rindengewebe auf Oberseite abgestorben, Zersetzung d. Holzes nach unten
Rechts: schwarz durchzogenes Holz durch Moderfäule vermorscht, wg. Zersetzung d. Zelluloseanteile hohe Bruchgefahr; Astansatz durch Sporenablagerungen schwarz gefärbt
Hinweise auf einen Befall kann die Astfärbung geben.
Oben: gesunder, grünlich erscheinender Ast
Unten: befallener Ast mit rosa/blassem Farbton, der zum Teil bereits schwärzlich durchzogen ist
Förderung des Massaria-Befalls durch Schnittmaßnahmen
Werden Äste im inneren Kronenbereich reduziert, verringert sich die Menge des für die Photosynthese verfügbaren Lichts (Totholzproduktion, siehe unten). Der betroffene Ast wird geschwächt. Als Folge der Schwächung steigt der Infektionsdruck. Der von der Einkürzung betroffene Ast wird von dem Pilz befallen und zersetzt. Der Massaria-Befall wird durch diese unbedachte Schnittmaßnahme „provoziert“. Die Massaria tritt vor allem als Schwächeparasit oder als „natürlicher Astreiniger“ auf. Deshalb entspricht es den Gesetzen der Natur, dass geschwächte Äste stärker befallen werden und absterben.
Totholzproduktion
Der künstlich gebildete Begriff drückt aus, dass die Totholzentwicklung bei Kronenschnittmaßnahmen im Innern der Krone durch übertriebene Ableitungsschnitte hervorgerufen werden kann. In der Praxis bedeutet dies vor allem, dass im Inneren der Krone wachsende Äste reduziert wurden, die ganz hätten entfernt werden müssen. Da diesen reduzierten Ästen weniger Licht zur Verfügung steht, neigen sie dazu, innerhalb kurzer Zeit absterben. Der Begriff Totholzproduktion bezeichnet die Totholzentwicklung als künstliche Maßnahme. Erfahrene Baumpfleger können erkennen, welche Äste noch eine Überlebenschance haben oder nicht. (Quelle: Arbolex®)
Fazit
Als Lösung können dem Baumpfleger einfache Vorgaben für die Einschätzung der Eingriffsstärke gegeben werden: Die Einkürzung von Ästen im Inneren der Krone führt wegen Lichtmangel zum Absterben der Äste. Deshalb sollten vor allem bei der Kronenpflege Äste bis Schwachast- bzw. Grobaststärke (unter fünf bzw. zehn Zentimeter Durchmesser) im Inneren der Krone entweder belassen oder ganz entfernt werden. Bei der Platane werden solche geschwächten Äste bevorzugt durch den Massaria-Pilz befallen und sterben ab. Zusätzlicher Aufwand und damit Kosten für den Baumeigentümer sind notwendig, unter Umständen kann das unbedachte Reduzieren von Ästen im Kroneninneren sogar zu einer Bruchgefahr führen. Ein gut ausgebildeter Baumpfleger kann einschätzen, bei welchen Ästen eine Einkürzung unvermeidbar ist.
Bei stärkeren Ästen ab zehn Zentimeter Durchmesser gelten andere Regeln: Äste über zehn Zentimeter sollten nicht ganz entfernt, sondern eingekürzt werden, um großflächige Wunden und damit Fäule direkt am Stamm zu vermeiden. Bei diesen Ästen ist es sinnvoller, das Risiko eines Absterbens zu tragen und falls notwendig nachzuschneiden.
Die Autor: Peter Klug Diplom-Forstwirt und ö.b.v. Sachverständiger
Ihr Baumexperte vor Ort
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