
Kappung einer Zeder ohne bleibende Schäden möglich?
Im Garten eines Freundes steht eine hohe Zeder. Sie beschattet den Garten und soll eingekürzt werden. Ich weiß, dass dieses Vorgehen nicht gut für einen Baum ist. Eine Kappung ist neben einer Fällung der einzige, vertretbare Weg für den Besitzer. Kann die Zeder eine Kappung überleben und mit welchen Folgeschäden ist zu rechnen? Was ist der beste Schnittzeitpunkt für eine Zeder und kann ich Starkäste entfernen?
Alles eine Frage der Zeit!
Sie haben die Einschätzung zur Kappung der Zeder bereits gegeben. Sie schädigt den Baum und die Frage ist, ob der Baum den Eingriff umittelbar überlebt. Die Antwort ist ein klares Ja. Er stirbt weder unmittelbar noch mittelfristig. Zumindest dann, wenn Sie bei der Kappung behutsam vorgehen und noch ausreichend Feinäste mit Nadeln für die Produktion von Assimilaten übrig bleiben.
Stoffwechselprodukte von Organismen (Bakterien, Pilze und Viren) rufen die rote Farbe hervor. Diese Organismen machen sich auch über die Mineralstoffe und zuckerhaltigen Speicherstoffe her. Insbesondere im Frühjahr, wenn der Baum vor dem Blattaustrieb, aus Wurzel, Stamm und den dicken Ästen die eingelagerten Speicherstoffe mobilisiert, hat der Pflanzensaft im Xylem einen stark erhöhten Zuckergehalt. Dieser Pflanzensaft hat einen hohen Nährwert. Das ist ein „Paradies, wo Milch und Honig fließen“, eine Oase und Treffpunkt für alle möglichen Organismen.
Langfristige Auswirkungen einer Kappung
Wenn Sie mehr als zwei Drittel der Feinäste erhalten, sollte die Zeder den Schnitt verkraften. Dennoch schädigt eine Kappung der Baum stark. Er verliert seinen ursprünglichen Habitus und fault, was später möglicherweise zu Problemen der Verkehrssicherheit führt. Kappungen im unteren Bereich des Baumes führen nicht zu Neuaustrieben an der Kappungsstelle. Im Spitzenbereich jedoch wachsen möglicherweise mehrere Neutriebe direkt an der Schnittstelle nach oben. Mit der Zeit setzen sich zwei oder drei neue Spitzen durch und eifern um die Wette. Diese neuen Triebe sind nicht mehr so stabil an der Kappungsstelle verankert und brechen leichter aus. Das wird aber erst in späteren Jahren zum Problem.
Zeitpunkt des Eingriffes
Hinsichtlich der besten Zeit für die Kappung einer Zedern oder Koniferen habe ich keine Erfahrung. Selbst der Papst in Sachen Wundverschluss, Dr. Dujesiefken, konstatierte in einer Untersuchung in den 90er Jahren, dass Fichten im Gegensatz zu Laubbäumen eher im Spätsommer bis Winter empfindlich reagieren. Dies gilt nicht bei Verletzung im Winter. Gesichert im wissenschaftlichen und statistischen Sinne ist diese Erkenntnis jedoch nicht. Das Harzen dürfte sich vielleicht sogar positiv auf den Schnitt auswirken.
Persönliche Erfahrungen
Abgesehen davon, dass jeder Nadelbaum unterschiedlich wächst, ist es schwer abzuschätzen, wie sich das Ausbrechen von Ästen auf die Lebenserwartung auswirkt. Dementsprechend verhält es sich mit der Kappung von Bäumen. Ich hatte das Glück, auf den höchsten Riesenmammutbaum der Welt zu klettern. Ich fragte den amerikanischen Begleiter und Baumforscher wie es sein kann, dass diese Mammutbäume trotz ausgebrochener Spitze so alt werden. Eine Antwort darauf habe ich nicht erhalten (oder ich habe aufgrund der englischen Sprache nicht alles richtig verstanden). Er erwähnte aber, dass manche neugebildete Baumspitzen schon mehrere 100 Jahre alt sind. Der Mammutbaum in der Kalifornischen Sierra Nevada ist natürlich nicht die Zeder in ihrem Vorgarten. Aber diese Beobachtung gibt mir zu denken und mit Sicherheit gibt es auch für uns Baumpfleger noch einiges zu lernen.
Der Autor: Johannes Bilharz
Was weiterhin geschah
In der Zwischenzeit hat sich die Situation für die Zeder geändert. Die Überzeugungsarbeit und Expertise von Johannes Bilharz überzeugte den Baumbesitzer, dass eine Kappung nicht ideal für den Baum ist. Die Zeder schmückt weiterhin in ihrer vollen Größe den Garten und ihre erfüllt unzähligen Funktionen für die Umwelt. Wir freuen uns über dieses Ergebnis und danken für das Vertrauen unserer Leser auf dem Baumpflegeportal!
Ähnliche Artikel auf dem Baumpflegeportal:
Quellen:
- Dujesiefken, D.; Peylo, A.; Liese, W., 1991: Einfluß der Verletzungszeit auf die Wundreaktionen verschiedener Laubbäume und der Fichte. Forstwiss. Centralblatt, Hamburg und Berlin, 110, (6), 371-380.
- Bilharz, J. 2013: Schnittzeit – Fatale Irrtümer der Baumexperten (Teil II). Kletterblatt 2013
- Bilharz, J. 2011: Ganz Oben. Kletterblatt 2011
Das freut mich sehr, dass der Baumbesitzer Einsehen hatte.
Wir haben auch solch eine Blaue Atlas-Zeder in unserem Garten stehen. Doch wie lange noch?
Am 07.12.2018 erdreisteten sich Mitarbeiter der Bauhofes und des Ordnungsamtes der Stadt Gummersbach als keiner bei uns anwesend war, über die Gartenmauer zu klettern und die Zeder ohne unser Wissen zu beschneiden!
Frank Helmenstein, der Bürgermeister war zu keinem Statement bereit. Das wären die Nachbarn gewesen. Verleumdung, denn ich habe Trick 17 angewendet und alle Nachbarn scheinheilig gefragt, ob sie mit ihre Motorsäge leihen könnten. Fehl am Platze, keiner besaß so was! Und es war mit einer Motorsäge gesägt worden.
Dann kam ein Schreiben von einem Mitarbeiter (*Name wurde von der Redaktion entfernt) der „Bürgerkommunikation“, dass sie „das nicht in Ihrer Stadtsatzung haben“. Dummdreister geht es nicht!!!
Hallo,
wir haben unsere Zeder (11 m) vor drei Jahren von einem
Fachmann um 4 m vorsichtig kappen lassen. Wir hatten aber
die Wuchskraft unterschätzt. Bis jetzt hat sich schon wieder
eine wunderschöne, riesenhafte Krone gebildet, die bei jedem
kräftigeren Sturm dem Haus bedrohlich nahe kommt.
Also wurrde die Krone und die beiden Stämme nochmals
kräftig gekürzt. Dabei wurde wie beim letzten Schnitt darauf
geachtet, dass nach oben zeigende Äste mit frischen Trieben
eine neue Krone bilden können. Ich hoffe, dies gelingt
genauso wie vor drei Jahren. Die beiden Hauptstämme sind
jetzt nur noch ca 5 m hoch.
In drei Jahren wissen wir mehr.
VG
Werner Kohn
Sehr geehrte Damen und Herren, nach längerem Suchen bin ich auf Ihre Seite gestoßen. Ich wohne in einem Mehrfamilienhaus auf dessen Grundstück eine Zeder steht. In den letzten 2 Jahren nadelt sie sehr stark und seit ca. 4 Wochen harzt der Baum. Unter dem Baum parkt unmittelbar mein Auto und der Harz „tropft“ auf das Auto. Erkundige ich mich bei der Verwaltung oder beim Gärtner, erfahre ich eine große Ratlosigkeit. Eventuell hängt der Zustand der Zeder mit der Trockenheit zusammen? Wie tief geht das Wurzelwerk? Ich hatte gelesen, dass eine Kappung der Äste dem Baum nicht gut tut. Welchen Rat könnten Sie mir geben, damit der Baum gerettet wird? Ich wäre Ihnen von Herzen dankbar! Ich verbleibe mit freundlichen Grüßen und einem herzlichen Dank für Ihre Mühe, Elke
Hallo Elke,
wenn die Zeder auffallend mehr Nadeln verliert und stärker harzt als in der Vergangenheit, kann das durchaus ein Hinweis auf durch Trockenheit ausgelösten Stress sein. Auch eine Kappung hat meist negative Auswirkungen auf die Gesundheit eines Baumes. Eine genaue Diagnose aus der Ferne ist allerdings schwierig. Differenzierte Aussagen zum Zustand des Baumes kann ein Baumpflegeunternehmen vor Ort treffen. Mit unserer Baumpflegersuche finden Sie qualifizierte Betriebe in Ihrer Nähe. Die fachkundigen Mitarbeiter können zum einen beurteilen, ob und was dem Baum fehlt und zum anderen geeignete sachgemäße Maßnahmen ergreifen. Wenn also Ihrer Ansicht nach augenfällige Bedenken hinsichtlich der Verkehrssicherheit des Baumes bestehen, empfehlen wir Ihnen, schriftlich bei Ihrer Hausverwaltung nachzufragen, wann die letzte Baumkontrolle war und was diese ergeben hat. Der Baumbesitzer ist dazu verpflichtet, dafür zu sorgen, dass von seinen Bäumen keine Gefahren ausgehen. Eine regelmäßige Zustandsüberprüfung der Bäume ist daher vorgeschrieben. Hilfreich könnte es außerdem sein, die von Ihnen bemerkten Auffälligkeiten am Baum zu dokumentieren (z. B. in Form von Fotos) und bei Ihrer Hausverwaltung einzureichen. So liefern sie gegebenenfalls Argumente für die Veranlassung einer eventuell erforderlichen zeitnahen neuerlichen Begutachtung.