
Große Gespinste in Linden – Gefahr für Baum und Mensch?
In meiner Straße stehen viele schöne Linden. Einige davon pflanzte die Gemeinde erst vor wenigen Jahren. Vor kurzem habe ich in den Kronen der Bäume zahlreiche Gespinste entdeckt. Die betroffenen Bäume sehen krank aus und verlieren teilweise ihre Blätter.
Könnte es sich bei den Gespinsten in den Linden um einen Befall des Eichenprozessionspinners handeln, über den aktuell häufig berichtet wird? Oder gibt es andere Raupen, die ähnliche Gespinste bauen? Geht von den Gespinsten eine Gefahr für Mensch und Baum aus?
Könnte es sich bei den Gespinsten in den Linden um einen Befall des Eichenprozessionspinners handeln, über den aktuell häufig berichtet wird? Oder gibt es andere Raupen, die ähnliche Gespinste bauen? Geht von den Gespinsten eine Gefahr für Mensch und Baum aus?
Die Antwort:
Gespinste des Wollafters sind ungefährlich
Zuerst einmal kann ich Sie beruhigen. Die Gespinste stammen nicht von einem Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea). Obwohl dieser momentan in aller Munde ist, gibt es zahlreiche andere Raupen-Arten, die Gespinste in den Bäumen bauen. Dazu zählen beispielsweise: Traubenkirschengespinstmotte (Yponomeuta evonymella), Apfelgespinstmotte (Yponomeuta malinellus), Pflaumengespinstmotte (Yponomeuta padella), Kiefernprozessionsspinner (Thaumetopoea pinivora), Goldafter (Euproctis chrysorrhoea), Wollafter (Eriogaster lanestris).
Der Wollafter (Eriogaster lanestris)
Den Fotos nach zu urteilen handelt es sich um die Gespinste des Wollafters (Eriogaster lanestris). Diese Falter legen ihre Eier besonders an Linde und Birke ab. Dort schlüpfen sie mit Beginn des Austriebes und leben ein geselliges Leben. Tagsüber verbringen die Raupen die meiste Zeit in einem vom Ast herunterhängenden Gespinst. Erst nachts treibt der Hunger die Raupen hinaus. Sie fressen die Blätter der näheren Umgebung ab, bis sie sich im Juli verpuppen. Anschließend verbringen sie oft mehrere Jahre in einer Puppe in der Erde.
Im Jahresverlauf wachsen die Gespinste des Wollafters immer mehr an. Sie bestehen aus Gespinstfäden, Kot und Häutungsrückständen. Sind die Raupen ausgezogen, hängen sie noch lange als dunkle Säcke im Baum. Diese sind schon von weitem erkennbar. Um die Gespinste herum kommt es oft zu Welke- oder Absterbe-Erscheinungen am Baum. Das liegt an der Fraßtätigkeit der Raupen.
Bedeutung für Baum und Mensch
Der Wollafter ist als Baumschädling von geringer Bedeutung. Die Raupen fressen zwar an den Blättern, jedoch dehnen sich die Fraßstellen selten über den gesamten Baum aus. Die Raupen kehren tagsüber wieder in ihr Gespinst zurück und sind damit in ihrem Umkreis eingeschränkt. Bei jungen Bäumen ist es möglich, dass die Raupen die ganze Krone kahlfressen. Ist der Befall auf ein Jahr begrenzt, erholen sich die Bäume in den meisten Fällen.
Auch für den Menschen sind die Tiere nicht sonderlich gefährlich. Die Raupen haben zwar Brennhaare wie der Eichenprozessionsspinner, es kommt jedoch nur bei höherer Konzentration zu Juckreiz und Ausschlägen. Die Symptome sind ähnlich wie bei der Brennnessel und Sie sollten deshalb Gespinste und Raupen nicht anfassen.
Ästhetik oder Natur?
In Städten entfernen Baumpfleger aus ästhetischen und gesundheitlichen Gründen die Gespinste aus den Straßen- und Parkbäumen. Nötig ist das nicht. Nachdem sich die Raupen verpuppt haben, bleiben die Nester normalerweise noch einige Zeit am Baum. Im Winter fallen die Gespinste durch Regen und Schnee ab und zersetzen sich auf dem Boden.
Gespinste mit Raupen lassen Sie an den Bäumen. Die Raupenhaare bergen keine gesundheitlichen Risiken. Solange Sie die Tiere nicht streicheln, sind sie harmlos. Es gibt damit keinen Grund, sie zu entfernen. Die Raupen sind Nahrung für heimische Vögel wie Meise und Kuckuck und für die Bäume sind die Gefahren gering. Sie erholen sich noch im selben Jahr.
Die Autorin: Marina Winkler
Der Experte für Bäume und seine Bewohner
Sie haben ein Gespinst entdeckt, sind sich aber nicht sicher, um welche Raupenart es sich handelt? Kein Problem! Baumpfleger kennen sich mit den Tieren an und um Bäumen bestens aus. Finden Sie auf dem Baumpflegeportal schnell und gezielt den richtigen Ansprechpartner in Ihrer Nähe.