Narrenbaum: Ein Baum voller Narren zur Fastnacht
Ein Reis vom Narrenbaum
trägt jeder, wer es sei,
der eine deckt es zu,
der andre trägt es frei.
Friedrich Freiherr von Logau (1604 – 1655)
Der Narrenbaum: Herrschaftssymbol des närrischen Volkes
Dieser Sinnspruch des Satirikers von Logau beschreibt eine vor allem in der sogenannten schwäbisch-alemannischen Fasnet verbreitete Tradition: Der Narrenbaum gilt als Herrschaftssymbol der Narren. Seit jeher ist der Baum ein Symbol für neues Leben und Fruchtbarkeit. Bei vielen Bräuchen, insbesondere an hohen Festtagen, spielt er eine wichtige Rolle wie zum Beispiel der Maibaum, der Kirchweihbaum oder auch der Weihnachtsbaum. Auch zu Fasching, Fastnacht oder Karneval werden Bäume aufgestellt. Getreu dem Sprichwort „einen Baum aufstellen“ – sich bewusst den Regeln widersetzen – versinnbildlicht der Narrenbaum den Widerstand gegen (Staats-)Gewalt und (Rechts-) Ordnung. Denn während der Faschingszeit gilt Narrenfreiheit und gesellschaftliche Regeln und Normen werden vom närrischen Volk außer Kraft gesetzt.
Aufgestellt wird der Narrenbaum am schmotzigen Donnerstag – in anderen Gegenden auch Altweiberfastnacht – also dem Donnerstag vor Aschermittwoch. Mit dem Aufstellen des Baums beginnt die eigentliche Faschingszeit. Mit dem Fällen des Baums in der Nacht von Faschingsdienstag auf Aschermittwoch wiederum endet das närrische Treiben. Der Baum selbst ist meist ein Nadelbaum, geschält und entastet. Nur eine kleine Krone, den sogenannten Dolden, belässt man am Stamm. Der Baum wird mit buntem Firlefanz verziert. Oft wird er außerdem mit Kränzen geschmückt, in denen Geschenke für die Kinder hängen.
Über den Ursprung dieses Brauches sind sich die Narren nicht ganz einig. Eine Theorie besagt, dass er sich aus einer Tradition der Metzger entwickelt hat. Diese Zunft benutzte im 15. Jahrhundert kleine Bäumchen beim Fastnachtstanz. Der Narrenbaum könnte aber auch der Nachfolger des ebenfalls im 15. Jahrhundert verorteten „Blockziehens“ sein. Bei diesem Brauch mussten unverheiratete Frauen jeden Alters in einem Spottzug Baumstämme durch die Straßen ziehen. Auch als Abwandlung des Apfelbaums aus der Schöpfungsgeschichte, also als Symbol der Erkenntnis von Gut und Böse, könnte er aufgestellt worden sein.
Die Autorin: Elisabeth Morgenstern



Neueste Kommentare